Wie Zukunft aussieht: Mein Einblick in die Hightech-Produktion bei Kettler
Patrik SchneiderSplit
Ich war heute bei Kettler Alu Rad GmbH zur Werksführung – und ganz ehrlich: Der absolute Hammer!
Über 350 Männer und Frauen arbeiten dort und bauen die Bikes zusammen. Teilweise komplett automatisiert, alles optimiert, richtig beeindruckend.
Bulls, Rotwild, i:SY, Kettler, Hercules und viele weitere Marken werden dort gefertigt, lackiert, beklebt und an Händler versendet.
Richtig lustig war: In der Abteilung, in der die Bikes mit Dekoren beklebt werden (da hab ich als Folien-King natürlich besonders genau hingeschaut 😄), arbeiten nur Frauen.
Begründung: Männer sind dafür nicht filigran genug.
Ob das jetzt für oder gegen mich spricht? Keine Ahnung. Magic Fingers halt. 😎
Dann ging’s weiter ins Hochregallager – ein Raum, in dem über 16 Millionen Euro an Ware „herumschweben“. Kein einziger Mensch arbeitet dort, alles läuft über Roboter.
Die Atmosphäre wird mit Stickstoff so verändert, dass der Sauerstoff von 22 % auf 13 % sinkt. Unter dieser Grenze kann kein Brand entstehen. Absolut irre Technik.
Akkus und Batterien liegen trotzdem in einem separaten Bereich, einfach um auf Nummer sicher zu gehen. Passiert ist aber noch nie etwas.
Auch das Pulverbeschichten läuft vollautomatisch, nur die Kontrolle übernehmen Menschen.
Um die Mengen an Bauteilen, Bikes, Zubehör und Co. zu bewegen, braucht es spezielle Transportwagen und Konstruktionen – alles wird in einer kleinen, eigenen Schlosserei gebaut. Die einzige Abteilung, die nichts direkt mit Bikes zu tun hat.
Eine weitere Abteilung baut Prototypen für die Produktion. Nicht, wie man denkt, Bike-Prototypen, sondern Prototypen für die Abläufe. Erst wenn ein Modell dort sauber gefertigt werden kann, geht es in Serie. Wenn etwas auffällt: Stop. Dann verzögert sich auch mal ein schon angekündigtes Bike, bis die Abläufe perfektioniert sind.
Natürlich merkt man auch hier die Veränderungen im Markt. Nicht alles ist ausgelastet, die Lager sind voll. Aber Kettler geht es dennoch gut – und Marken wie Rotwild & Co. schwören weiter auf deren Expertise.
Kettler selbst baut zwar auch eigene Bikes, aber im Mountainbike-Bereich eher weniger. Da dominieren andere Hersteller.
Ihre Stärken liegen klar im SUV- und Trekking-Bereich. Und da hauen sie richtig einen raus:
Viele Modelle haben 180 kg Systemgewicht.
Ja, 180 kg!
Und die i:SY-Modelle schaffen 150 kg, was ebenfalls extrem ist. Spezielle Felgen, verstärkte Komponenten und voll belastbare Gepäckträger machen das möglich. Extras wie ein Aluminium-Kettenschutz runden das Gesamtpaket ab.
Dazu setzen sie bewusst auf deutsche Komponenten – lieber Schwalbe als günstige Mitbewerber, auch wenn’s teurer ist. Bei den Antrieben habe ich Bosch, Pinion und sogar Panasonic gesehen.
Und noch etwas Wichtiges:
Kettler sucht Mitarbeiter – besonders Auszubildende!
Ein Mitarbeiter erzählte mir, dass bei Diamant im Osten über 50 Azubis im Werk arbeiten – Kettler hat aktuell nur 3.
Woran es liegt? Vielleicht wissen viele einfach nicht Bescheid oder sind verunsichert.
Falls jemand von euch etwas sucht, checkt unbedingt mal die Kettler-Homepage für aktuelle Jobangebote und Ausbildungsplätze. Da ist definitiv Bedarf!
Das war übrigens meine allererste Berührung mit Automatisierung und Fließbandarbeit. 😄
Dementsprechend geflasht bin ich auch. Ich fühl mich immer noch, als wäre ich gerade aus der Zukunft zurückgereist.
Einfach unglaublich beeindruckend, was dort abgeht – und vor allem, was da an Geld rumsteht.
Und damit meine ich nicht nur die Bikes.
Das ganze Werk, die Roboter, die Anlagen… das muss mindestens so teuer gewesen sein, wie es beeindruckend ist. Wirklich krank – im absolut positivsten Sinne.



